Christian Masengarb

Dem Populismus ein Ende

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By Philip Cohen - In DC on Trump 2025 weekend, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=158229476

Woran Donald Trump als US-Präsident scheitert, steht schon bei seiner Amtseinführung fest

Posted on 20. Januar 202527. Februar 2025 by Christian Masengarb

Donald Trump ist wieder US-Präsident. Seine Amtseinführung macht die Welt unsicherer und ärmer, weil er nicht mit Überraschungen umgehen kann. Die bestimmen aber unsere Zukunft.

Um das Problem mit Populisten wie Donald Trump zu erklären, springen wir in eine Zeit, in der die Richtung, aus der der Wind weht, die Welt schafft, wie wir sie heute kennen. Es ist die Nacht vom 27. auf den 28. August 1776.In Nordamerika kämpfen 13 britische Kolonien um ihre Unabhängigkeit von Großbritannien. Doch in diesen Stunden droht ihr Kampf auf Long Island im heutigen New York zu scheitern.

In den Tagen zuvor haben britische Truppen hier ein Fünftel der Kontinentalarmee von Oberbefehlshaber George Washington getötet oder gefangen genommen. Den Rest haben sie umzingelt. Holen sie nun zum vernichtenden Schlag aus, könnte die erste große Schlacht des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs seine letzte sein. Die abtrünnigen Kolonien könnten sich wohl kaum erholen.

Auch Präsident Trump wird Zufälle und Überraschungen erleben – und wieder daran scheitern

Bevor die Briten angreifen, eröffnet die Nacht Washington eine letzte Fluchtchance. Er will seine Truppen über den Fluss Hudson nach Manhattan evakuieren.

Die Briten könnten Washingtons Flucht unterbinden. Hunderte ihrer Schiffe liegen im Ozean vor New York. Segeln sie den Hudson hinauf, schneiden sie dem General den Weg ab. Die Armee vernichtet die Aufständischen am nächsten Morgen. Wahrscheinlich sterben fast alle US-Soldaten. Wahrscheinlich stirbt Washington.

Doch der Wind weht seewärts. Die britischen Segelschiffe schaffen es in nicht den Hudson hinauf. Washington verschifft seine auf Long Island stationierten Truppen nach Manhattan und vereinigt sie mit der dortigen Armee. Der Oberbefehlshaber überlebt, der Großteil seiner Soldaten überlebt. Der Zufall schenkt ihrem Unabhängigkeitskampf eine Zukunft.

„Hätte der Wind in der Nacht des 28. August anders gestanden, wäre meiner Ansicht nach alles vorbei gewesen“, sagt Historiker David McCullough in einem Interview.  Die USA, die Weltmacht des 20. Jahrhunderts, entstanden nur, weil die Luft in dieser Nacht in die für sie günstige Richtung strömte.

Zufälle und Kleinigkeiten formen unsere Welt

Zufälle wie dieser schreiben immer wieder Weltgeschichte.

  • Am 8. November 1939 explodiert eine Bombe im Münchner Bürgerbräukeller 13 Minuten nachdem Adolf Hitler den Raum verlassen hat.
  • Am 13. März 1943 gefriert der Zeitzünder einer Bombe im Laderaum von Hitlers Flugzeug, statt dieses zu zerfetzen.
  • Am 20. Juli 1944 überlebt Hitler die Explosion einer Bombe, weil der massive Eichentisch, über den er sich im entscheidenden Moment beugt, die Druckwelle abschirmt.
  • Mindestens 18 weitere Attentate auf den Diktator scheitern. Zufälle verhindern Angriffe, die Millionen Leben gerettet hätten.

Wahrscheinlich hätten einige wenige glückliche Fügungen die Corona-Pandemie verhindert, die Anschläge vom 11. September 2001 scheitern lassen und die lange Kette an Ereignisse durchbrochen, die zum russischen Überfall auf die Ukraine führten. Glückliche Fügungen unterbanden Atomkriege und stießen Verbesserungen an, vom Kollaps der DDR bis zur Freilassung Nelson Mandelas.

„Jede große Geschichte hätte ganz anders ausgehen können, wenn ein paar Wölkchen Nichts in eine andere Richtung getrieben wären“, folgert Morgan Housel in seinem Buch Same as Ever, aus dem das Washington-Beispiel stammt. „So vieles in unserer Welt hängt am seidenen Faden.“

Wollen wir weiter gut und sicher leben, müssen wir gut auf Überraschungen reagieren

Zufälle prägen auch weiter die Geschichte. Wir wissen nicht welche Ereignisse unsere Welt künftig formen. Der größte Boom und die größte Katastrophe der kommenden Jahre überraschen uns fast sicher auf einem Gebiet, auf dem wir es nicht erwarten.

Daraus lernen wir zwei Dinge:

  1. Unsere Zukunft hängt davon ab, wie gut wir mit Zufällen und Unerwartetem umgehen. Je besser wir es tun, umso besser leben wir.
  2. Weil wir nicht wissen, welche Zufälle uns überraschen, können wir uns nur so aufstellen, dass wir mit allen Zufällen bestmöglich zurechtkommen. Wir müssen uns darauf vorbereiten, komplizierte Herausforderungen möglichst gut zu bewältigen.

Das bringt uns zu Donald Trumps Amtseinführung: Mit Donald Trump als US-Präsident reagieren die USA schlechter auf Zufälle. Das macht sie ärmer und gefährlicher. Vielleicht nicht gleich. Aber über die kommenden Jahre ganz sicher. Und weil so vieles in unserer Welt von den USA abhängt, treffen die Folgen auch uns. Auch wir leben durch Trump ärmer und unsicherer.

Trump kann mit Überraschungen nicht umgehen

Trump bewies, nicht mit Überraschungen umgehen zu können, unter anderem als während seiner ersten Amtszeit im Jahr 2020 die Corona-Pandemie über die Welt hereinbrach. Während sachliche Politiker einen Kompromiss aus ausreichender Vorsicht und wenigen Einschränkungen suchten, log der Republikaner das Virus klein. Er setzte voll auf „keine Einschränkungen“.

Aus Eigennutz: Trump, 2017 ins Amt gekommen, wollte 2021 wiedergewählt werden. Eine Pandemie mit Lockdowns, Wirtschaftsschwäche und Börsenflaute schmälerte seine Chancen. Sie passte ihm nicht. Wie wohl den meisten Regierungen weltweit.

By Traut - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=89402065
Schlechter geht’s kaum: In den USA starben deutlich mehr Menschen an Corona als in der Bundesrepublik. In Brasilien, wo mit Jair Bolsonaro ebenfalls ein Rechtspopulist regierte, tötete das Virus ebenfalls viele Menschen. Westliche Demokratien, selbst das früh vom Virus befallene Italien, meisterten die Pandemie besser. Quelle: By Traut – Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=89402065

Die meisten Regierungen reagierten dennoch auf die Pandemie. Trump widersetzte sich selbst den Bestrebungen seiner eigenen Regierung. Während New York seine Covid-Toten im April 2020 in Massengräbern beerdigte, empfahl er den Amerikanern gegen das Virus zu Lichtbehandlungen und Bleichmittel zu trinken. Statt vor dem Virus zu warnen, spielte er es herunter.

In den folgenden Monaten wiederholte Trump lieber die Lüge als seinen Irrtum einzugestehen. Was auch passierte, er zwängte es in die gleiche Botschaft wie in seinem jüngsten Wahlkampf: „Trump was right about everything“ – „Trump hatte mit allem recht”. Hatte er aber nicht. Bis März 2022 starben daher in den USA auf 100.000 Einwohner gerechnet rund doppelt so viele Menschen am oder mit dem Coronavirus wie in Deutschland. Hätte sich der US-Präsident nicht wie ein Fünfjähriger benommen, könnten viele noch leben.

Derweil erklärte Trumps Propagandamaschine jeden zum Staatsfeind, der seine Corona-Politik kritisierte. Dr. Anthony Faucy, einer der bekanntesten Virologen der USA, muss sich heute rund um die Uhr von Bodyguards begleiten lassen.

Trumps Corona-Fehler sind kein Zufall. Sie zeigen, was passiert, wenn man Populisten ermächtigt: Erst tun sie Haarsträubendes. Dann schieben sie die Schuld auf Feindbilder. Dann liegt Gewalt in der Luft. Wohin das führt, haben wir am 6. Januar 2021 gesehen.

By RCraig09 - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=88834536
Quelle: By RCraig09 – Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=88834536

Oben und unten: Donald Trumps Aussagen zur Corona-Pandemie mit den jeweiligen Daten (linke Achse) und der Anzahl Fälle (untere Achse).

By RCraig09 - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=92935592
Quelle: By RCraig09 – Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=92935592

Hatte er nicht: Trump behauptete im jüngsten Wahlkampf regelmäßig, schon immer mit allem recht gehabt zu haben. Er trug sogar eine rote Mütze mit dieser Aufschrift. (Quelle: Screenshot X.com, Account realDonaldTrump)

Trump verschlimmert seine Fehler statt daraus lernen

Nun entscheidet Trump wieder, wie die größte Wirtschaft und das größte Militär der Welt auf Überraschungen reagieren. Dieses Mal umringen ihn statt erfahrener Politiker noch ahnungslosere Einflussnehmer wie Elon Musk. Dieses Mal muss sich Trump noch weniger vor kritischen Medien sorgen, weil er seine eigenen Jubelmedien besitzt. Dieses Mal drohen seine geistigen Schwächen noch ungebremster über uns hereinzubrechen. Dieses Mal bremst ihn schlimmstenfalls niemand.

Noch bleibt die Hoffnung, dass sich Trump, Musk und Co. zerstreiten. Die Hoffnung, dass diese Präsidentschaft in einem lächerlichen Schauspiel endet. Sicher ist das aber nicht. Geschieht es nicht, sterben auch dieses Mal wieder Menschen völlig unnötige Tode. Die Frage ist nur: Wie viele?

Wählen wir hilfreiche Politiker statt verzweifelte Rechthaber

Das ist die Lektion, die wir Europäer aus Trump ziehen können: Seine Wahl endet deutlich wahrscheinlicher in einer Tragödie, als wenn heute ein zurechnungsfähiger Präsident vereidigt würde. Warum sollten wir ein ähnliches Risiko eingehen? Warum Politiker wählen, der Überraschungen nur dann nicht in Katastrophen verwandeln, wenn jemand sie aufhält?

Auch die Menschen in Deutschland stehen in wenigen Wochen vor einer Wahl. Auch sie entscheiden, ob sie unberechenbare Populisten wählen oder zurechnungsfähige Politiker. Auch sie entscheiden, ob unser Land angemessen auf die nächsten Überraschungen reagiert oder mit der geistigen Reife eines Kleinkinds. Nur, dass unser geistiges Kleinkind Alice Weidel heißt statt Donald Trump.

Wie wir Populismus erkennen und aus der Politik verbannen, erfahren Sie in meinem Buch „Es gewinnen alle oder keiner“.

Es gewinnen alle oder keiner - Christian Masengarb
Es gewinnen alle oder keiner – Christian Masengarb

Artikelbild: By Philip Cohen – In DC on Trump 2025 weekend, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=158229476

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