Christian Masengarb

Populismus einfach erklärt

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Unser Wohlstand hängt an Wichtigerem als Haushalts-Streit

Posted on 4. Dezember 20238. November 2024 by Christian Masengarb

Die Haushaltskrise erregt viele. Zerstören wir deswegen aber das Erfolgsrezept unseres Landes, verlieren wir mehr, als uns Haushaltskrisen je nehmen können.

Als Isaac Newton im Jahr 1762 stirbt, hat eines der größten Genies der Geschichte in seiner Bibliothek hunderte Bücher gesammelt, über die heute selbst Viertklässler die Stirn runzeln.

In der ersten Hälfte seines Lebens veränderte Newton mit Schwerkrafts-Erklärung, Newtonschen Gesetzen und Mathe-Innovationen die Welt. In der zweiten Hälfte suchte er vorrangig den Stein der Weisen, versuchte Quecksilber in Gold zu verwandeln und erforschte alchemistische Welterklärungen. Fast alles, was er in Phase zwei las und schrieb, gilt heute als falsch. In seiner Privatbibliothek reihte er Weltveränderndes an esoterische Erfindungen.

So gerne wir die Wissenschaft als geradlinigen Weg zu Verbesserung sehen, sie ist es nicht. Selbst ihre genialsten Vertreter behaupten gelegentlich Unsinniges. Davon, wie sie sich dennoch geniale Fortschritte erschafft, können wir viel für die Politik lernen.

Weiterentwicklung statt absoluter Wahrheit

Die Wissenschaft schafft Großes, weil sie nie Perfektion, aber immer Besseres verlangt.

1. Verbesserungen statt absoluter Wahrheiten

Selbst Newtons Schwerkraft-Erklärung, Massen zögen sich an, lag daneben. Einstein zeigte: Schwerkraft entsteht, weil Massen den Raum krümmen. Aber die Sonne zieht die Erde nicht direkt an.

Dennoch verehren wir Newton heute zurecht. Er erklärte Schwerkraft besser als jeder vor ihm und lieferte weitgehend zutreffende Berechnungen. Einstein ging nur dank dieser Vorarbeit den nächsten Schritt.

Mit schrittweisen Verbesserungen löst die Wissenschaft alle Probleme. Übertragen wir ihr Erfolgsgeheimnis auf die Politik, lösen wir sie auch dort.

2. Beweise statt Autoritäten

Newtons alchemistische Unsinnigkeiten hat die Wissenschaft aussortiert. Weil sie Beweise verlangt und nichts im Vertrauen auf Autoritäten akzeptiert, verwirft sie Ideen auch, wenn ihre ruhmreichsten Vertreter sie unterstützten.

Gleiches gilt für Ideen, die Jahrhunderte als wahr galten. Als Einstein eine bessere Erklärung bewies als Newton, ersetzte er ihn. Nichts gilt als unumstößlich wahr, es bleibt immer die Option auf eine bessere Erklärung.

Die Wissenschaft stärkt unser Weltverständnis nicht, weil sie größtenteils hilfreiche Ideen hervorbringt. Sie stärkt unser Weltverständnis, weil sie Ideen prüft und die vielen schlechten aussortiert. Die guten entwickelt sie weiter. Über Jahrhunderte schafft sie so Unvorstellbares.

Keine Autoritäten, keine absoluten Wahrheiten, ständige Verbesserungen

In der Politik heißt der Prozess, der schlechte Lösungen aussortiert und gute weiterentwickelt, Demokratie. Im Gegensatz zu Drittem Reich und DDR, wo abstruse Ideen überlebten, bis sie ihre Länder in den Untergang stürzten, gilt in Demokratien nichts als unumstößlich wahr. Kein Anführer hat immer recht, kein Weltbild erklärt alles.

Demokratien sortieren schlechte Lösungen schneller aus als andere Regierungsformen. Gute Lösungen entwickeln sie weiter. Dieser Prozess schafft Sicherheit und Wohlstand.

Ideen, die dieses Erfolgsrezept torpedieren, gefährden unseren Wohlstand und unsere Sicherheit. Die größte Gefahr bilden Populisten.

  • Populisten bewerben gutklingenden Unsinn statt hilfreicher Lösungen.
  • Populisten predigen absolute Wahrheiten und versprechen schnelle, endgültige Siege statt schrittweiser Verbesserungen.
  • Populisten verwandeln den Wettbewerb von Lösungen in Wir-gegen-die-Denken.

Populisten streuen Sand ins Getriebe des so wichtigen Verbesserungsprozesses. Es ist, als widme die Wissenschaft ihre Aufmerksamkeit Newtons Versuch, Quecksilber in Gold zu verwandeln, statt seinen hilfreichen Entdeckungen.

Gelingt ihnen das über längere Zeit, stagnieren Länder, ähnlich wie Italien im Berlusconi-Salvini-Meloni-Zeitalter. Gelingt es ihnen unbegrenzt, zerstören sich Gesellschaften selbst, wie das Dritte Reich.

Ob wir in zehn, 20 oder 30 Jahren sicherer und wohlhabender leben als heute, hängt davon ab, inwieweit wir Populismus aus unserer Politik verbannen.

Wie Populismus uns schadet und wie wir ihn überwinden, erfahren Sie in meinem Buch „Es gewinnen alle oder keiner“.

Titelbild: By Kasa Fue – Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=141571509

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Lesen Sie „Es gewinnen alle oder keiner“

Es gewinnen alle oder keiner. Wie wir uns vor dem Populismus retten. Christian Masengarb

Über den Autor

Christian Masengarb ist Redakteur bei FOCUS online, Politikwissenschaftler und Historiker.

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