Christian Masengarb

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Donald Trump bei der Verkündung seiner Zölle.

Wir vergleichen die Trump-Krise mit den falschen Beispielen

Posted on 7. April 202528. April 2025 by Christian Masengarb

Die Krise in den USA vergeht in acht bis zwölf Monaten, sagen Experten, weil US-Krisen bislang in acht bis zwölf Monate vergingen. Ihre oberflächliche Analyse übersieht das Problem: Diese Krise ist anders als 2008 und 2001. Sie wird viel länger dauern.

Bei einem Wahlkampfauftritt in Wisconsin erinnert eine Zuhörerin Elon Musk an ein Versprechen, das dieser wohl lieber vergessen hätte. „Wann kommen die Doge-Schecks?“, will die Zuschauerin wissen, nachdem sie Musk lange gelobt hat. Der weicht aus: Spart die US-Regierung noch viel mehr Geld, sinke die Inflation. Das sei im Grunde wie ein Scheck. Nur eben ohne Scheck. Dass die Inflation dank Trumps Zölle eher steigen als fallen dürfte, verschweigt Musk ebenfalls.

Wir erleben in den USA keine Krise wie 2008 oder 2001, wir erleben etwas viel Gefährlicheres

Musks unbefriedigende Antwort verdeutlicht das Problem der USA. Der Leiter des von Trump geschaffenen Department for Government Efficiency (Doge) entlässt Zehntausende Staatsbedienstete nach eigenem Gutdünken. Im Gegenzug versprach er den den US-Amerikanern, die Einsparungen dieser Entlassungen an sie auszuzahlen. 5000-Dollar-Schecks für alle.

Elon Musk on potential @DOGE Dividend checks: “It's money taken away from things that are destructive to this country and from organization who hate you, to you. It's glorious. The spoils of battle. It sounds like this is something we're going to do”
pic.twitter.com/yNu5lHNZSM

— America (@america) February 21, 2025

Weil Musk die Einsparungen aber viel zu hoch angibt, weil er auf Verschwörungstheorien über angebliche Verschwendung hereinfiel und weil die Trump-Regierung riesige Steuersenkungen für Milliardäre plant, hat er kein Geld zum Verteilen. Also windet er sich aus der Antwort heraus.

Die Menge bejubelt Musk trotzdem.

Auch später, als einige Gäste Musk ausbuhen und er sie als Agenten von George Soros bezeichnet, jubelt die Menge „USA! USA! USA!“. Verschwörungstheoretiker unterstellen dem 94-jährigen jüdischen Investor Soros, eine Weltverschwörung anzuführen, die sehr an die Theorie einer jüdischen Weltverschwörung der Nationalsozialisten erinnert.

Viele Amerikaner beklatschen Musks wirres Gestammel, wie sie Donald Trumps wirres Gestammel beklatschen. Sie glauben, die Inflation verschwinde von selbst, Zölle brächten ihnen Vorteile und der Präsident und sein Milliardärsberater bekämpften eine böse Verschwörung.

Wir erleben in den USA also keine Kreditkrise wie 2008 und keine Börsenblase wie 2001. Wir erleben eine unfähige, überforderte Regierung und Anhänger, die ihr, geblendet von Propagandamedien wie Fox News und X (ehemals Twitter), alles glauben. Das ist viel gefährlicher.

Viele Analysten urteilen über Trump, wie ein fahrlässiger Arzt über einen Patienten

Diese Gefahr übersehen wir. Viele Analysten sagen Dinge wie: „In der Vergangenheit dauerten Wirtschaftskrisen meist acht bis zwölf Monate. Danach ging es wieder bergauf. Also wird es wieder so sein.“

Das ist, als käme ein Mann mit inneren Blutungen in die Notaufnahme, der Arzt schaut aber nur in die Krankenakte statt auf den Patienten. Dann sagt er: „Dieser Mensch hatte bisher nur ab und zu eine Grippe. Nach zwei Wochen war er immer wieder fit. So wird es wieder.“ Diese Fehldiagnose muss zu einer schlechten Behandlung führen.

Wer eine gute Diagnose stellen will, muss den Patienten mit anderen Patienten mit ähnlichen Symptomen vergleichen, nicht nur mit seiner eigenen Geschichte. Könnten wir alle nur so krank werden, wie wir schon einmal waren, würde nie jemand sterben.

Auch wer die Politik verstehen will, muss zuerst auf das jetzige Problem schauen, nicht nur auf vergangene Probleme. Nur dann versteht er das Ausmaß der Krise.

Was derzeit in den USA passiert, passt nicht zu vergangenen Krisen. In früheren Krisen war die Politik Teil der Lösung. 2008 retteten sie die Banken. In der Dotcom-Blase stabilisierte sie die Märkte. Während der Pandemie setzten sie Hilfspakete auf. Bislang löste die Politik Probleme mal schneller und mal langsamer. Aber sie löste sie.

Nichts deutet darauf hin, dass die Trump-Regierung jemals ein Problem löst. Sie ist selbst das Problem.

Donald Trump hat kein Problem gelöst – aber viele geschaffen

Donald Trump hat in den wenigen Wochen seiner zweiten Amtszeit Wladimir Putin hofiert, die NATO infrage gestellt und der Ukraine das Recht auf Selbstbestimmung abgesprochen. Er hat das US-Bildungsministerium zerschlagen, die Börsen in die Krise gestürzt und hochkomplexe Zölle angekündigt, die er dann nach einer banalen Gleichung berechnen ließ. Er verhält sich wie ein Aufmerksamkeitssüchtiger. Das kann nicht gut gehen.

Noch spricht auch nichts dafür, dass bald jemand Trump aufhält. Die Demokraten finden kein Mittel gegen seine Flut an Falschinfos. Die Republikaner bejubeln jeden seiner Sätze.

Wir können die jetzige Krise nicht mit 2008 oder 2001 vergleichen. Wir müssen sie mit ähnlichen Krisen anderer Länder vergleichen. Diese zeigen: Autokraten bleiben dank des Personenkults um sie trotz katastrophaler Entscheidungen oft lange im Amt. Recep Erdogan in der Türkei, Viktor Orban in Ungarn, Wladimir Putin in Russland – die Herrscher, über die Trump am begeisterten spricht, ruinieren ihre Länder und bereichern sich selbst seit Langem.

Diese Beispiele geben uns einen hilfreichen Rahmen, um über Trump nachzudenken: Wer glaubt, die Krise der USA löse sich in zwölf Monaten von selbst, macht sich etwas vor. Von der Regierung geschaffene Krisen kennen kein Ablaufdatum. Mit etwas Glück hält jemand Trump bald auf. Mit etwas Pech regieren er oder Mitglieder seines Clans noch Jahrzehnte.

Darauf müssen wir uns vorbereiten. Von den ETFs in unseren Depots bis zur Unterstützung der Opposition in den USA, müssen wir uns auf eine lange Krise der USA einstellen. Nur dann ergreifen wir die Schritte, die sie idealerweise verhindern. Reden wir uns das Risiko klein, maximieren wir die Chance, dass das Schlimmste eintritt.

Fazit

  • Die US-Krise ist politisch verursacht. Wir verstehen sie, indem wir sie mit anderen politisch verursachten Krisen vergleichen – Ungarn, Türkei, Russland -, statt mit anderen Krisen der USA.
  • Politisch verursachte Krisen vergehen nicht von allein. Die USA leiden nicht an einer Grippe. Sie sind schwer verletzt. Noch versorgt niemand ihre Wunde.
  • Wichtig für Deutschland: Auch hierzulande werben Politiker mit ähnlichen Methoden wie Trump und Musk: große Verschwörungen, große Nationalfahnen, große Versprechen. Sie werden genauso wenig liefern. Sie werden die Politik zum Problem machen statt zur Lösung. Wählen wir sie besser nicht.

Wie wir Populismus erkennen und aus der Politik verbannen, erfahren Sie in meinem Buch „Es gewinnen alle oder keiner“.

Artikelbild: By The White House – https://www.flickr.com/photos/202101414@N05/54427036471/, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=163116433

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Über den Autor

Christian Masengarb ist Redakteur bei FOCUS online, Politikwissenschaftler und Historiker.

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